Freitag direkt nach der Arbeit: ab zum Port Meadow… erstmal hieß es ausbaldowern wie wir die 9 Kajaks in den Mercedes Sprinter mit 6 Sitzen reinkriegen. Aber mit Ausprobieren, zwei netten Seilen, einem gekonnten Palstek und einfachen Abspannknoten war auch das bald geschafft: Abfahrt nach Wales!
Eine 5 oder 6 stündige Fahrt, unterbrochen von ein paar Reiseerkrankungserholungsspaziergängen (und nicht nur Spaziergängen), begleitet von dem stetigen Geknacke der Möhren und dem typischen walisischen Wetter, später kamen wir schließlich aber am Zeltplatz in der Nähe von St. David’s an. Der Rest der Truppe, die in einem weiteren Mietwagen hergefahren waren, hatte netterweise das Zelt schon aufgebaut. Eine echte Luxushütte: innendrin 3 Kompartments und in der Mitte massig Platz für gemeinsames Verweilen, was bei dem Wetter nicht gerade das schlechteste war. Regen gepaart mit gefühlten Sturmböen (wobei das sich ja im Zelt auch gleich viel schlimmer darstellt) und schon war das Hintergrundgeräusch für den Rest der Nacht geschaffen!
Samstag dann der Grund warum wir gekommen waren: am Strand, nur wenige Autominuten weg vom Campingplatz haben wir uns alle unsere wärmsten Kajaksachen angezogen und die Kajaks zum Strand geschleppt. Das Wetter? Während in Deutschland meines Wissens nach die Sonne schien und sich die Leute eher schon über zuviel Hitze beschwerten – in Wales peitschte der Wind und der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet.
 
Dann ab ins Kajak und rein in die Wellen! Ganz was anderes, mit dem Kajak auf die Wellen zuzufahren, mitten rein in die Gischt, die Wellenspitzen durchstoßen, andere Seite wieder runter, dazu der massive Regen – Abenteuer pur und soooo ein Spaß! Der eigentliche Teil sollte ja das auf-den-Wellen-zurück-zum-Strand-surfen sein, aber hej, wenn man auch schon beim rausfahren so viel Spaß haben kann?! 🙂
 
 
„Welle wogte an den Strand, …“ (wer es nicht kennt, schönes Pfadilied).
Allerdings war ich dann beim surfen erstmal weniger erfolgreich. Ich war vermutlich ein bischen weit raus, zu den einen Tacken zu hohen Wellen (zumindest für meinen nicht gerade ausufernden Kenntnisstand des Kajaksurfens) – jedenfalls hatte jeder meiner ersten Surfversuche auch einen gelungenen Schwimmversuch zur Folge. Also Kajak wieder zum Strand begleiten, Boot ausleeren, wieder reinsitzen, Spritzdecke drauf und wieder warten bis die nächste Welle weit genug herankommt, um einen mit rauszunehmen (ansonsten sitzt man wartend da oder hüpft blöd durch die Gegend um ins Wasser zu kommen, das sollte man nicht unterschätzen). Ebenfalls nicht unterschätzen, sollte man wieviel Kraft es kostet rauszupaddeln. Aber was tut man nicht alles um zu den tollen Wellen zu kommen! 🙂
Insgesamt hatte ich am Vormittag ein Wellensurf-Schwimm Verhältnis von 1:1 und habe keine einzige Rolle hinbekommen. Dezent unzufrieden. Mittagspause gabs in trockenen Klamotten dann am Auto und im Café, was es danach etwas schwerer gemacht hat, den erwärmten Körper wieder in die nassen, kalten Klamotten zu stecken. Immerhin hatte der Regen mittlerweile aufgehört und während wir dann wieder auf dem Wasser waren kam sogar die Sonne zwischendrin raus! Und tatsächlich: die Wellen zu surfen klappte bedeutend besser (immernoch kein Vergleich zu manch anderen, aber hej, saucool) und gleich zweimal konnte ich mich per Rolle auch selber aus den Wellen retten (ein drittes Mal genügte ein einfaches Abstützen am Sandboden \*g\*). Als die Arme dann anfingen zu brennen und die Kräfte nachließen gab es dann nur noch ein Ziel: einmal selber aus dem Kajak steigen und nicht ans Ufer schwimmen – es gelang!
Übrigens hat auch Cliff, das OUKCK Maskottchen, das anscheinend tatsächlich mal bei einer Kajaktour aus dem Fluss gefischt wurde, Wellen surfen dürfen – am Campingplatz wurde er dann allerdings wie die anderen Sachen zum trocknen in die Sonne gebracht.
   
Das schöne Wetter war gekommen und blieb auch für den Rest des Tages, was uns Gelegenheit für andere Spiele wie Rounders (Brennball/Baseball) mit Tennisball, einem Paddel anstelle eines Schlägers und mit Spritzdecken als Bases sowie dem Socken-Wrestling gab (muss ich bei den Pfadis umbedingt mal einführen!). Auch Joga und die wohlbekannte Paddel-Durchsteig-Übung waren dabei. Fish’n’Chips ausm Ort und etwas Wein, ein Abend voller Gespräche, die wohl selbst Gonzo beeindruckt haben könnten, folgte.
   
Der nächste Tag verhieß nicht das beste Wetter und weniger Wellen, weswegen wir uns für die Variante des Symonds Yat East (Fluss Wye bei Ross-on-Wye) entschieden. Dies ist ein sehr breiter, komplett ruhiger Fluss, der an einer Stelle kurz nach dem Einsetzen eine Stromschnelle mit mehreren schönen Kehrwässern an beiden Seiten hat. Für diejenigen ohne Wildwassererfahrung eine gute Gelegenheit, das Kehrwasserfahren und das Traversieren zu üben. Gleiches galt fürs Schwimmen, d.h. unsere beiden Begleiter hatten desöfteren Gelegenheit ihre Bootrettungskenntnisse in die Tat umzusetzen und später auch die Lasso-Fähigkeiten bei der Wurfsackrettung zu üben. Insgesamt für mich nicht viel Neues aber eine gute Gelegenheit die ganzen Sachen nochmal in Ruhe zu üben, damit im September die Soca mich nicht aufs Neue überrascht.
Vorm zurückfahren sind wir dann noch alle in einen Pub im Ort zum essen gegangen und nachdem alle satt waren, stand dann das letzte Stück des Heimweges an.
Erkenntnisse von diesem Wochenende? Kajak-surfen macht Riesenspaß und ich brauche unbedingt mal eigenes Material (Helm/Paddel/Rettungsweste/Boot)!! Ich kriege anscheinend echt superleicht blaue Flecken: meine Beine können farbtechnisch derzeit mit denen der Lila Kuh locker konkurrieren – hoffentlich ist das bis zur Hochzeit am kommenden WE nicht mehr so auffällig! Zuviel Karotten können zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. OUKCK und alle teilnehmenden Leute sind superspitze, der Einstieg in die Arbeitswoche wird sehr, sehr schwer…