CRC – nass, kalt, verrückt?!

Für dieses verlängerte Wochenende hatte ich schon länger geplant, an einer verrückt-wahnwitzig-herausfordernden Aktion des UMOC teilzunehmen: der CONNECTICUT RIVER CHALLENGE. Hochtrabender Name, aber er hat ihn auch verdient!

Worum es geht? Um paddeln, genauer Kanu fahren. Und zwar insgesamt 270 Meilen (rechne, rechne… 434km) auf dem Connecticut River. Geplant war das ganze so: wir fahren mit 13 Leuten, 2 Vans, 2 Kanus und einem kleinen Essensauto hoch nach Norden bis 3 Meilen südlich der kanadischen Grenze, laden dort die Kanus ab und die ersten 4 Leute paddeln los (jaaa, 2 pro Boot, gut aufgepasst!). Diese paddeln dann eine Schicht von etwa 6h, auf dem Weg treffen/sehen sie immer mal wieder die anderen Autos an verabredeten Checkpoints und am Ende ihrer Schicht warten die nächsten 4 brav darauf, sofort das Kanu zu übernehmen und weiterzupaddeln. Wann Schluss ist? In Northhampton! (a weng südlich von Amherst) Zu Deutsch: es wird „ohne Pause“ gepaddelt!
Für den einzelnen heißt das also: 6h paddeln, dann 6h schlafen und zuletzt 6h Auto fahren oder kochen.
Wo geschlafen wird? Naheliegend: im Auto! Wir hatten alle Bänke rausgenommen, hinten war also sogar Platz für etwas Matratzenähnliches und das Gepäck.

Los gings!
Oder auch nicht, jemand hatte in Volkers Van das Radio angelassen… Batterie leer! Also zweiter Versuch: los gehts! Das ganze ging soweit gut, bis wir irgendwann ein etwas komisches kratzendes Geräusch von Sarahs Auto hörten… ein Anhalten auf der Autobahn und ein kurzer Blick erklärten: der Abluftschalldämpfer (der Muffler – also das Teil was den Auspuff leise hält) schleifte da etwas sorglos vor sich hin und war seiner Verankerung entsprungen. Man kann doch nicht erwarten, dass alles ohne Probleme abläuft?!

Auf dem Weg zur Grenze haben wir dann noch eine Abendessenspause gemacht: in einem richtigem P&H Stop, also da wo die ganzen LKW-Fahrer ihre Mahlzeiten einnehmen. Ganz toll also! Geschmeckt hats, auch wenn Jordan hier ein wenig verschreckt dreinschaut. Spät abends, so ca. 1 Uhr morgens sind wir dann schließlich in West Stewartson angekommen und haben angefangen abzuladen. Welche Schicht war ich doch gleich? Richtig, die die mit der allerersten Nachtschicht anfängt! Da die Nachtaktivitäten wohl etwas dubios erschienen kam noch kurz eine Polizeistreife grüßen aber sonst ging alles prima.

Hier bin ich mit meinen vollen Klamotten: untendrunter Neoprenanzug und Neoprenhemd, obendrüber möglichst viel Flies, denn der hält warm und trocknet schnell! Wichtig noch: die headlamp, man will ja schließlich was sehen! Mit in meiner Schicht: Alex, der bei mir Stern (Heck) paddelte und Jordan mit Erik im 2. Boot.
Jau, in recht viel Strömung eingesetzt und los gings. Für mich und Alex hieß das: dem glowstick am Heck der andern hinterher! Am Anfang war der Fluss noch recht schmal und führte durch viele Mäander. Da muss man höllisch aufpassen, dass man nicht in vorstehende Bäume reinfährt oder hängenbleibt, wir wollen doch nicht platsch machen! Der Teil war echt spaßig und es war noch nicht soo kalt. Es war fast Vollmond und tatsächlich hörten wir später auch richtig lange eine ganze Meute Kojoten heulen! Herrlich!

Nach ca. 2h kam dann aber erst der richtig konzentrationsfordernd und adrenalinfördernde Teil: es wurde so richtig wellig! 50-80cm hohe Wellen, eine nach der andern, das Boot geht hoch und platscht wieder runter ins Wasser, mit Glück kommt nicht soviel Wasser rein, mit Pech… nuja, da war halt die Hose nass, dank dem schwereren Alex fließt das Wasser ja dann nach hinten und vorne bleibts recht trocken \*g\*
Das ging ein ganzes Stück so, war teils prickelnd aber auch sehr viel Spaß! Bis wir dann allerdings am Übergabepunkt waren, waren wir seeehr gut durchgefroren. Dort musste man über Steine hochklettern und ich hatte arge Probleme meinen Füßen zuzutrauen, dass sie Halt haben (wenn man sie nicht fühlt, wirds schwierig!). Wir wurden allerdings dafür mit heißer Schokolade und Frühstück erwartet 🙂

Schlaf bekam ich nur wenig, nach 3h konnte ich einfach nicht mehr schlafen, es war auch schon hell. Shift 3 machte sich auch schon fertig bald die Kanus zu übernehmen. Der Fluß war an dieser Stelle recht breit, wie man hinter mir sehen kann.

Und hier auch mal ein Einblick in die Autos: 1. Sarahs Van (Team Awesome!) 2. Volkers Van (the others), die allerdings ein bischen organisierter waren… 3. wieder Team Awesome mit Alex am Steuer.

Dann kam allerdings ein Abschnitt, den wir mit dem Auto zurücklegen mussten. Der Fluß führt durch 2 Seen, die Wasserreservoirs sind. Durch die wenige Strömung dort, sind die beiden noch fast komplett zugefroren!

So ganz weiß ich nicht mehr, wann welche SChicht zu ende war, wann ich gepaddelt bin und wann ich doch mal etwas Schlaf abbekommen habe… man verliert durch die ungewohnten Zeiten komplett die Übersicht. Eine Schicht began mal wieder abends und es wurde nochmal aufregend: es war so dermaßen windig, dass wir die Kanus überhaupt nicht geradeaus halten und somit nicht steuern konnten! Wir konnten echt rein garnix tun außer die Kanus zusammenbringen, festhalten und uns treiben lassen. Zum Glück war der Fluss hier sehr breit aber es war trotzdem verdammt gruselig sich (jetzt bei Vollmond) einfach so treiben lassen zu müssen!
Nach ca. 20-30min lies der Wind dann etwas nach und wir konnten uns vor der KUrve noch vor den Bäumen retten. Mal wieder war dieser Abschnitt den Schicht 1 fahren durfte als eine der schwierigeren klassiert worden! Man göhnt sich ja sonst nix 😉

In der 3. als auch unserer 4. Schicht musste wir ab und an mal raus, das Kanu um einen Damm oder ein Kraftwerk herumtragen und dahinter in der viel schnelleren Strömung irgendwo am Ufer zwischen Bäumen wieder einsetzen! Zudem verließ mich mein Kanupartner in der letzten Schicht und wurde durch Ryan den 13. Man(n) ersetzt, der wegen einer Schulterverletzung eigentlich nicht paddeln sollte! Dadurch kam ich in den Genuß von 4h einseitig-paddelns… :‘-( Das ist sch* anstrengend, wenn man die Seite nicht wechseln darf! Zur Belohnung gab es mal wieder Mondschein, einen Biber und ein Kernkraftwerk von ganz nah.

Wir waren durch die schnelle Strömung am Ende sogar viel zu früh in Northhampton: bereits Montag Morgen anstelle von garnicht oder spät abends 🙂 Ende der Fahrt!
Insgesamt hatte ich also nur eine Tagesschicht gefahren, keinen Sonnenbrand wie andere geholt, gelernt wo meine Grenzen sind (bei der letzten Schicht), meinen Schlafsack vom letzten Einstiegspunkt wiedergeholt, wo er anscheinend aus dem Auto gefallen war, mächtig viel gepaddelt, 3 Rehe gesichtet, die Natur hautnah erleben und bewundern dürfen, eine absolut geniale Zeit gehabt! Das macht mir so schnell keiner nach!!!