University of Oxford

Sobald ich mein Department etwas besser kennengelernt habe, werde ich darüber sicherlich noch etwas genauer berichten. Heute jedoch erstmal ein Kurzabriss zur Uni allgemein. Ich habe nämlich heute meinen ersten richtigen Stadtrundgang (ohne bestimmte Geschäfte aufsuchen zu wollen) gemacht und zwar in Form einer guided walking tour. So richtig weit sind wir mit dem walken nicht gekommen, aber es hat ausgereicht, um ein paar wichtige Unigebäude und ein College zu besuchen und 2h mit interessanten Geschichten zu füllen. In Kurzform, bitteschön: (kurz sei passend definiert)

Fangen wir doch mit dem Namen an: Oxford… ox ford. Ganz im Gegensatz zu vorauseilenden Kommentaren eines gewissen Spaßmathematikers (dem ich auf ewig ultralustige LA und Ana Vorlesungen zu verdanken haben werde!) ist hier nicht der Ochse fort(gelaufen), sondern da die Stadt an zwei Flüssen liegt (Themse und Cherwell) gab es an einem der Flüsse ganz einfach eine Furt, über die man die Ochsen treiben konnte. Und jetzt stellt euch zu dem damaligen Bauerndorf die heutige Eliteuni vor 🙂

Oxford bestand wohl zu Beginn aus einigen Klöstern. Als sich Henry der x-te mit einem seiner Landsmänner verstritten hatte und dieser zu Louis dem y-ten nach Frankreich flüchtete, war Henry der x-te so sauer, dass er daraufhin allen Geistlichen/Wissenschaftlern verbat das Land zu verlassen. Bis dahin war der Wissenschaftsschwerpunkt aber in Paris gewesen und so mussten sich die armen Engländer etwas umorientieren und konzentrierten sich um die Klöster Oxford herum, an denen auch gelehrt wurde. Erst so entstand dann mit der Zeit die Universität von Oxford, die bis ins 19. Jahrhundert komplett nur von Männer besucht wurde und erst seit 1920 auch Abschlüsse für Frauen zulässt.


Ein Zeitensprung und wir sind in der Gegenwart! Oberhalb zu sehen ist das Logo der Universität. Oder fast. Es befindet sich auf der Seite einer Statue bei der Bodleian Library. Die Stadtführerin erzählte dazu, dass Cambridge und Oxford sich auch hier zankten, weil Oxford über das Cambridge-Emblem sagt: „Bei euch ist das Buch ja zu! Ihr könnt daraus ja nichts mehr lernen.“ Cambridge daraufhin: „Wir wissen eben schon alles! Und bei euch kann man ja auch nicht viel lernen, weil euer Buch immer nur auf einer Seite aufgeschlagen ist.“ Deshalb kann man auf oben gezeigten Logo, „ein paar Seiten umblättern“, damit man auch das ganze Buch lesen kann. Sonst habe ich von der alte Rivalenschaft mit Cambridge noch nicht soviel mitbekommen, außer dass Oxford das diesjährige „Boat Race“ glorreich gewonnen hat – über letztes Jahr wird nicht gesprochen…

„The university has a collegiate structure.“ Auf deutsch lässt sich das ein bischen schwierig formulieren. Was dahinter steckt: Die Uni besteht aus Universitätsgebäuden, wie der Bibliothek und den Fakultäten und aus den 38 Colleges. Jeder Student ist zusätzlich zu seinem Studiengang an ein College gebunden. Als Undergraduate (also vor dem Bachelorabschluss) und auch als Postgraduate wohnt man in den Colleges, hat dort seine eigene Mensa (die College Hall), teilweise eigene Bibliotheken, Freizeitangebote und die Tutorials (= verpflichtende Kleingruppenarbeit im eigenen Fachbereich mit einem älteren Studenten). Wen ihr also jemanden trefft, der in Oxford studiert (hat), dann fragt man gleich nach: „Und zu welchem College gehörst du?“. Denn das ist megawichtig! Wie ihr allerdings auf den Namen des Colleges reagieren solltet von denen ihr soviel Ahnung wie ich habt, das überlass ich euch. Oooh und aah ist mit Sicherheit nicht schlecht 😉 Ich kann inzwischen vielleicht 5-10 Colleges aufzählen \*g\*

So, genug blabla, lassen wir wieder Bilder in die Geschichten mit einfließen! Auf gehts nach Wadham College!

Das ist es, man beachte den vorbildlich geschnittenen englischen Rasen. Ein Traum. Doch gehen wir gleich hinein! Der Aufbau der Colleges ist anscheinend überall ähnlich und vom hier beschriebenen Grundprinzip: ein rechteckig aufgebautes Gebäude, mit einem großen Tor und einem großen Innenhof, dem Quadrangle (in Cambridge wäre es der Court).

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Auf dem rechten Bild sieht man die Wohnräume der Studis. Ganz typisch: es gibt keine langen Flure quer über eine Etage. Stattdessen seht ihr dort die einzelnen Türen, von denen jeweils ein Treppenhaus steil hochgeht. Wer also in Tür Nummer 5 wohnt und mit jemanden in Tür Nummer 6 befreundet ist, der darf sich sportlich zeigen, wenn er den anderen besuchen will – dafür etwas Frischluft auf dem Weg!

Auch hier übrigens wieder der schöne englischen Rasen – betreten verboten! Auf dem linken Bild ist ganz links der Eingang zur Kapelle, die auch viele Colleges haben. Damit das vom Aussehen her symmetrisch ist, wurde übrigens die gleich Tür rechts ebenfalls angebracht. Sie führt allerdings nirgendwo hin!

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Der Kirchengang war früher ebenfalls verpflichtend. Diese Kapelle zeichnet sich durch wirklich schöne „Stained Glass“ aus. Diese Fensterbilder wurde nicht einfarbig zusammengesetzt, sondern bereits nach einer neueren Technik mit Farbübergängen bemalt. Sehr süß ist das Bild von Jona und dem Wal (muss gestehen, dass ich die Geschichte nicht kenne…). Allerdings hat uns die Stadtführerin darauf aufmerksam gemacht, da der Maler anscheinend noch nie einen Wal gesehen hat und stattdessen eine Seeschlange gezeichnet hat 🙂

Weiter gehts nach draußen, zu einer sehr fotogenen Brücke „Hertford Bridge“, die extra gebaut wurde, um zwei Teile des Hertford Colleges zu verbinden. Hierbei sollte betont werden, dass sie nicht der „Bridge of Sighs“ in Venedig nachgebaut wurde und auch nicht so heißt, allerdings ist der Name doch deutlich einprägsamer und wenn das schon so betont wird…

Die Straße weiterlaufen bringt einen zur Radcliffe Camera (links), ursprünglich als Scientific Library gedacht, heute allgemein über Tunnel mit der Bodleian Library (rechts, nur ein kleiner Ausschnitt!) verbunden. Die Bodleian Library ist quasi DIE Universitätsbibliothek von England. Insgesamt auch zweitgrößte Bibliothek hat sie laut wikpedia 11 Millionen, laut der Stadtführerin 13 Millionen Bücher, da sie das Recht hat, von jedem englischen Buch eine kostenlose Kopie zu verlangen.

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Mal schauen, wann ich meinen Büchereiausweis bekomme, hoffentlich im Laufe dieser Woche!

Direkt an der Bodleian Library dran ist auch die School of Divinity. Früher die Schule für Theologie wird der Raum heute nur noch zeremoniell genutzt:

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Na, erkennt jemand den Raum wieder? Harry Potter, The Goblet of Fire? Die Krankenstation? Jaaaa, genau der Raum 🙂

Oxford wurde anscheinend bereits mehrfach für Filmzwecke eingesetzt. Es bietet sich ja aber auch an! Der Essenssaal in Harry Potter wurde dem Essenssaal des Christ Church Colleges nachempfunden, das 300 Leute fassen kann (und damit der größte Essenssaal in Oxford ist). Weiter wurden hier auch Szenen von Inspector Morris (muss ich mir unbedingt mal anschauen, von dem wird hier viel erzählt!) und „Der goldene Kompass“ (am Radcliffe Square) gedreht. Darüberhinaus war JRR Tolkien Dozent in Oxford und schrieb hier auch „The Hobbit“ und die Charaktere von „Alice in Wonderland“ fanden hier in Oxford ihren Ursprung (Alice war die Tochter des Departmentchefs, der Hase, der nie Zeit hat ist wohl dem Vater des Autors nachempfunden, da dieser stets zu spät zur Messe kam).

Doch viel Text und wenig Bilder – wenn mal mehr Zeit ist und das Wetter etwas besser (haha), dann gibt es hoffentlich auch schönere Fotos!

Btw, das Champions League Finale findet ja dieses Jahr wieder hier im Wembley-Stadium statt. Ich hab mich mal getraut, zu schauen, obs noch Tickets gibt und wenn ja, für wieviel. Hat jemand 1490 EURO übrig? tickets.org…

Das Wort zum Sonntag

Das Wort zum Sonntag:

Nein, vielleicht eher ein paar Worte zu: was mache ich eigentlich hier? Nachdem meine Tante das bereits nachfragen musste…

Kurz gesagt ich forsche, weiterhin im Gebiet der Mathematik mit einer starken Neigung zur Informatik (vielleicht aber auch eher andersherum). Dank den Beziehungen meines Professors in Karlsruhe wurde mir ein 3-monatiger Aufenthalt an der University of Oxford ermöglicht. Und hier bin ich nun und tauche derzeit ab in die Tiefen der Navier-Stokes Gleichungen gekoppelt mit den Fokker-Planck Gleichungen. Währenddessen wird mein Büro in Karlsruhe ausgeräumt und in Heidelberg wieder aufgebaut – nach meiner Rückkehr werde ich, meinem Doktorvater folgend, dort an der Uni sein.