Segeln

Sonntag, 23 Uhr abends, Bahnhof Karlsruhe: Der letzte Tag der Semesterferien, aber morgen sollen wieder Vorlesungen stattfinden… genau der richtige Tag, um nach Kiel zu fahren: eine Woche segeln in der dänischen Südsee steht auf dem Programm! Man braucht ja auch hin und wieder mal Erholung 😉

Daniel und Lena waren schon längst oben, zusammen mit Daniels Vater waren sie bereits Freitag gestartet und hatten unser Schiff, die Gaylord durch den Kanal nach Laboe geschippert. Was sie mir nicht verraten hatten: sie hatten keine Sonnencreme dabei und das wo ich so darauf gebaut hab… Es war fast immer superwetter, dementsprechend viiiieeel Sonne aber auch ausreichend Wind, damit einem kalt wird.
Am Tag meiner Ankunft hab ich dann auf dem Schiff allerdigns erstmal eine Runde gepennt… Bahnfahrt über Nacht, trotz 5h Schlaf… ich hab wunderbar geschlafen an Deck!

Beim 1. Bild hab ich grad die vorderste Position auf dem Schiff eingenommen, weiter vorne und man kann den Fischen einen Gute-Nacht-Kuss geben. Solange nicht soviel Wind ist und dementsprechend auch keine Schieflage kann man da vorne auch prima Mittagessen einnehmen.

Die Gaylord hat eine kleine Küche mit mitschwingendem Herd und einem tollen Kühlschrank, der im Schrank versteckt ist. Hier gibt es gerade Fischstäbchen zum Abendessen. Die Tische sind übrigens einklappbar und natürlich muss man auch alles festmachen können, für unsere wüsten Schiffsmanöver 😉

Hier sind wir in Fabourg bei unserem Anlegemanöver. Zur besseren Erläuterung der Seilkonstrukte habe ich ein Handbuch von Holger bekommen und Daniel und Lena zeigen mir wie das ganze in der Praxis aussieht. Das sieht doch schonmal ganz gut aus oder?

Leider hatten wir nicht immer soviel Wind und mussten ab und an auch mal den Motor anwerfen. Dann war jedoch Zeit für kleinere Anlege-Übungen: das Seilsche auswerfen! Dazu gehört natürlich auch noch das SEil zusammenlegen, doch da bin ich immernoch nicht so fix drinne, da gibts kein Foto! Auch ist Motor fahren schön gemütlich, um andere Dinge zu tun: Daniel unser Multi-Tasking-Man durfte nebst steuern gleichzeitig die Kartoffeln fürs Essen schälen \*g\*

Bisher hatten wir unsere Position stets mit dem GPS bestimmt und so auf die Seekarten übertragen. Einen Tag sind wir dann jedoch extra später losgefahren (es wurde dann noch später, auch beim Schiff kann man über Nacht das „Radio anlassen“, ganz analog zum Auto) und haben diesmal komplett ohne GPS navigiert. Daniel musste steuern, während Lena und ich für den Weg zuständig waren:
Nur mit Fernglas mit Winkelangabe, tollem Lineal mit integriertem Geodreieck, Bleistift und unseren gesunden, jungen Augen haben wir anhand verschiedener Landmarken (zumeist Leuchttürme, Hafeneinfahrten, Windmühlen, Städte, Industrietürme) den kompletten Weg navigiert. Garnicht so leicht manchmal, bis man alle sichtbaren Landmarken abgeklappert und dann noch eingetragen hat, ist man ja schon längst weitergesegelt!

Was noch hilfreich ist, sind Untiefentonnen. Die kann man sich vorstellen, wie die roten und grünen Tonnen, die das Fahrwasser begrenzen. Anhand des Bürstenkopfes der Tonnen kann man erkennen, auf welcher Seite man die Tonne umfahren muss.

Als es dunkel wurde mussten wir uns dann komplett an den Leuchttürmen und Hafeneinfahrten orientieren. Die Leuchttürme leuchten übrigens nicht aus jedem Winkel betrachtet gleich: die meisten haben bestimmte Sektoren, in denen sie in rot, grün oder weiß leuchten. Rot beispielsweise dann, wenn man zu nah am Ufer sein könnte.
Wir mussten ja auch darauf achten, dass wir nicht zu nah ans Ufer fuhren, unser Schiff hat ein Tiefe von 3m und unter 10m wollten wir eigentlich nicht so schnell kommen. Hat aber echt super geklappt und viel, viel Spaß gemacht, mal selber zu navigieren. Dass wir uns dem Hafen an diesem Abend (ich glaub gegen 23 Uhr) dann doch von der roten Seite genähert haben.. naja, ups!

Gesteuert hab ich das Schiff anfangs wenig, erstmal viele anderen Sachen lernen, wie die Fock hochgezogen wird, wie sie wieder verstaut wird, wie die Fender außen festgemacht werden (und das man sie nicht draußen vergessen sollte, wenn der Hafen außer Sicht ist 😉 ) und vieles mehr. Schlecht geworden ist mir nie, allerdings kann ich auch nicht behaupten auf allzu hohen Wellen unterwegs gewesen zu sein! Wir saßen oft draußen, haben viel gelesen und viel geredet. Sehr entspannt.
Ab und an wenn mehr Wind da war, war man natürlich auch immer wieder damit beschäftigt Wenden zu fahren und hatte was zu tun \*g\*
Am meisten Spaß hat es dann allerdings am letzten Tag gemacht, als ich ein Stück lange gesteuert hab, bei ca. 80cm Wellengang. Das klingt nicht viel, aber wenn man dann am Steuer steht und versucht seine angepeilte Landmarke auch weiterhin im Sichtfeld zu haben, dann merkt man schon ganz schön, dass einen die Wellen gut wegdrücken (anfangs Am-Wind-Kurs, später Raumwindkurs), da darf man gut gegenlenken. Das ging gut auf die Arme! Hihi, achja und von den roten Gesichtern wollen wir erst garnicht reden. Ich verrate euch nur eins: peinlich war uns da nix!

Den Rest der Bilder dürft ihr euch jetzt einfach so anschauen, wer noch wissen will, was die komische Segelstellung soll, was Holger in diesem kleinen Loch da macht, wieso wir von den Schweinswalen keine Fotos gemacht haben und ob wir jemals Deck schrubben mussten… darf mich gerne frage!



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