Nach den nun 3,5 Wochen Kambodscha, hatte ich das Gefühl, einigermaßen in den „Flow“ gekommen zu sein. Man wusste grob, wie die Leute leben (so gut, wie man es halt als Touri in der kurzen Zeit mitbekommen kann), man kennt sich etwas mit dem Verkehr aus, hat bereits Unterschiede innerhalb des Landes erfahren (wobei wir ja den kompletten Osten und Westen ausgelassen haben), man weiß wie man an Essen kommt und kommt auch auf Märkten zurecht. Ich hatte mich wunderbar darauf eingelassen. Inzwischen selbst an das Wetter gewöhnt 🙂
Nun haben wir aber nach unserer letzten Woche Inselzeit (die zugegebenermaßen in vielen Punkten wie Essen schon wieder recht europäisch war) das Land wieder verlassen und sind von Phnom Penh über Shenzhen nach Nanjing geflogen. Im Flieger saßen wir dann Exit-Row, was ja kein Problem ist, leider nur wenig Sicht nach draußen erlaubt. Manche Leute mögen wissen, dass ich seeehr gerne Fotos von „über den Wolken“ mache. Von diesem Flug dann wohl nicht!
In Shenzhen mussten wir dann bereits in China einreisen, d.h. Koffer abholen und das ganze Einreiseprozedere durchlaufen, da Shenzhen keinen Transfer-Visum anbietet. Bei einer Zwischenlandung in Shanghai konnten wir 2013 z.B. auch ohne China-Visum für einen Tag Shanghai anschauen (und waren nach 9h rumlaufen ziemlich platt :-)). Die Einreise hat aber auch ohne Probleme funktioniert. So wirklich bewusst war mir vorher allerdings nicht, dass man bei der Einreise mal wieder seine Seele verkauft. Also naja, zumindest vollständig seine Fingerabdrücke digital hinterlegen darf, genauso wie nochmal ein Foto (das vom Reisepass reicht wohl nicht). Auch wird das Bild im Reisepass von den Beamten supergenau mit der vor ihnen stehenden Person abgeglichen. Die Beamtin schaute zwischen meinem Reisepass und mir bestimmt 5, 6mal hin- und her und bat mich auch meine Haare noch nach hinten zu schieben, damit meine Ohren sichtbar sind. Felix hatte es da irgendwie einfacher, aber gut, vielleicht ist seine Frisur auch etwas markanter ;-P
Was uns bereits beim Check-In des ersten Fluges aufgefallen war, setzte sich in Shenzhen am Flughafen fort: die Khmer folgen eher einem ähnlichen Kleidungsmuster (lang oder dreiviertel, oft eher einfach, damit meine ich schlichter, immer sauber und ordentlich **, die Haare wurden bei den Frauen hauptsächlich lang getragen) – nun, die Chinesen sind dagegen schier eine Farbexplosion. Jeder trägt, was er gerne möchte, ob das nun der Kleidungsstil der 80er ist, Manga, Punkrock oder Büro-schick – mein Eindruck ist, hier ist alles möglich! Es ist vorallem alles sehr unterschiedlich, es wird mehr mit verschiedenen Eindrücken gespielt. Genauso die Frisuren: in der Check-In Schlange waren die Haare von 8 aus 10 der Frauen mindestens teilweise gefärbt, gelockt oder sonstwie gestyled. Alles in allem sprang mir eine Vielfalt entgegen, die ich einfach nicht mehr gewohnt war. Nicht, dass es mir vorher andersrum aufgefallen wäre (schon garnicht negativ!), aber es sprang einen halt einfach an.
Jedenfalls klappte alles weitere ohne Probleme. Gepäck wieder abgegeben, McDonalds getestet, ob der McFlurry (der hat hier nur ein Topping, in Deutschland gibts doch meistens ne Auswahl oder ist das inzwischen auch anders?) und der McSundae (zu Felix großem Verdruss gab es keine Karamel-Sauce) in China gleich schmecken und zum Gate gelaufen. Vom Gate wurden wir dann in einen Bus verfrachtet, von dem wir zuerst dachten, dass er uns aufs Vorfeld zum Flieger fährt. Er drehte aber nur eine Ehrenrunde und fuhr uns an ein anderes Gate. Unsere Vermutung: der Flieger steht im international Bereich und da unser Weiterflug ja ein Inlandsflug ist, dürfen wir nicht innenherum dahin. Irgendwie kam uns das ganze dann sehr bekannt vor, wir saßen diesmal nur eine Reihe weiter hinten – also diesmal mit Aussicht 🙂
Wie Felix tatsächlich später rausgefunden hat (es ist praktisch einen Freund mit großem Flieger- und Verkehrinteresse zu haben) – es war der gleiche Flieger! Es wäre so schön gewesen, einfach nur sitzen zu bleiben, aber gut, Prozedere halt.
Weiterflug hat jedenfalls gut geklappt, man muss nur einmal kurz wegschauen, dann sind schon alle Chinesen im Flieger und wir mal wieder die letzten. In Deutschland wären im gleiche Zeitraum die ersten 10 Leute aufgestanden und zum Gate gelaufen…
In Nanjing lief auch alles gut, Gepäck haben wir gefunden und erstmal via WLAN versucht rauszufinden, wo wir genau hinmüssen (es gab unterwegs Änderungen). Bis wir dann aus dem Gepäckbereich raus sind, waren fast alle anderen schon weg. Am Ausgang davon muss man eigentlich IMMER noch seinen Gepäckabriss vorzeigen und es wird geprüft, ob der mit dem Gepäckstück übereinstimmt. Aber wir sind ja Ausländer. Wir laufen einfach mal gezielt vorbei und dann wird man (oftmals) durchgelassen. Nur weil wir Ausländer sind. Komisches Gefühl. Aber gut, freiwillig holt sich niemand fremdes vmtl zwei große Reiserucksäcke da raus.
Via Taxi ging es dann in die Innenstadt – der nächste Kulturunterschied: Autobahn mit 4 Fahrstreifen! Und: die Autos halten sich dran! Also fast alle! Aber: an eigentlich jeder Brücke wird man geblitzt. Wofür die Fotos sind, wissen wir nicht genau. Teilweise wohl, um zu schauen, dass man auch angeschnallt ist, teilweise, dass man nicht Flugzeug-haft auf dem Streifen fährt… hier existieren doch so einige mehr Regeln, wovon auch einige gleich krass mit diversen Mitteln durchgesetzt werden. Aber bei anderen Dingen ist der Spielraum doch auch wieder groß und durchgesetzt wird vieles eben auch nur in Großstädten.
(**) Große Ausnahme: ich habe es nicht ganz durchstiegen, zu welchem Zweck oder welchen Status oder von welchen Personen diese Klamotten getragen wurden: immer mal wieder habe ich Frauen gesehen, die so aussahen, als wären sie gerade aus dem Bett gekommen. Warum? Weil ihr Oberteil und ihre Hose wie seidene Schlafanzüge aussehen. Hier sind es anscheinend normale Klamotten. Aber ich musste jedesmal feixen.