Der bislang vielleicht abgefahrenste Tag in Sri Lanka. Nachdem der Hostelbesitzer ja schon Werbung mit unserer Lampionbastelaktion gemacht hatte, hatte er die neue Idee, uns bei einer Familien/Nachbarnaktion zum Vesak-Fest mitmachen zu lassen. Nach einem gemütlichen Frühstück haben wir also schonmal gepackt und dann auf ihn gewartet. Er hat uns dann mit dem Auto die 100m die Seitenstraße runtergenommen, zu einem Kiosk/Restaurant von Freunden. Dort durften wir rein ins Haus und bekamen unsere erste Aufgabe: schneiden und auspressen von (grünen!) Orangen und Limetten. Schneiden mit dem Messer, auspressen mit der Hand 🙂 Ja, Hände vorher gewaschen 😛
Das hat doch eine ganze Zeit gedauert, anfangs habe ich noch mit der kleinen Machete die Früchte gezweiteilt und Mareen hat gepresst, schließlich hat einer der anderen die Früchte geteilt und Mareen, Felix UND ich haben die Früchte ausgepresst. Danach hieß es etwas warten, unser Host war noch Eis holen mit dem Kleinlaster. Derweil lernten wir die Töchter der Familie(n?) kennen: Dawinnie, Whatmikki und XYZ (die Namen frei nach Aussprache geschrieben). Die Mädels (10, 12 und 15) waren voll auf Zack, wollten sich mit uns unterhalten und nebenbei alles saubermachen.
Die Eismänner kamen zurück und dann wurde vor dem Geschäft, direkt an der Straße erstmal der Stand aufgebaut. Ein Pavillon, wie wir ihn auch kennen aus Metallstangen zusammenstecken, rote Hülle drüber, hochstemmen. Darunter zwei Tische und jetzt kam das interessante: ein blaues Plastikfass – quasi die Mischschüssel für die Limonade (vmtl nicht Gesundheitsamtprüffähig). Hier kam zuerst eine dünne Eisplatte rein, die wurde zerhauen und mit ein paar Kilo Zucker und zwei Tüten Salz verfeinert. Dann wurde das ganze mit Wasser aufgefüllt, dass die Männer in Eimern beim Laden gegenüber holten (die Limonade ist ja ein Nachbarschaftsunternehmen). Oberhoheit über das eigentliche mixen hatte übrigens die Altherrenfraktion. Die Idee dann aber das restliche Eis am Stück in das schon recht volle Limofass zu geben, kam von der Generation eins drunter 🙂
Nicht so praktisch wie alle feststellen mussten 😀 Aber man hat ja eine kleine Machete, hackt man damit halt das überschüssige Eis klein und nimmt es raus. Als nächstes kam unser gepresster Saft rein. Dieser wurde über ein (sehr grobmaschiges :-D) Sieb gegeben, um die Kerne rauszusieben – sagen wir mal teilweise erfolgreich. Da man recht ausgefuchst ist, wurde die Limonade danach noch mit Farbzusätzen und Aromen genau abgeschmeckt. Als finishing touch wurden ein einer speziellen Weise schließlich noch Kerne der Passion Fruit hinzugefügt – fertig ist das ganze.
Derweil hatten die Mädels runde, silberne Tabletts, zwei Waschschüsseln und Plastik-Trinkbecher auf den Tischen verteilt. Alle Becher wurden einmal durchgespült und dann konnte die Chose beginnen!
Der Stand war direkt an einer Hauptdurchfahrtsstraße und das Ziel klar: zum Vesak-Fest kostenlos Limonade verteilen. Das ganze geht so: um darauf aufmerksam zu machen, stellt sich eine Person mit einer gelben Fahne an den Straßenrand (ob die Farbe relevant ist, habe ich nicht rausfinden können). Die Autos halten entweder direkt auf der Straße oder aber auf dem Seitenstreifen vor oder nach dem Stand an. Dann eilt man mit einem der Tabletts voll mit Limonadebechern hinzu und jeder darf sich einen (oder zwei :-)) nehmen. Ich hab mit den Mädels erstmal die Becherfüllung übernommen, Mareen und Felix und ein paar der Männer haben das Verteilen übernommen. Da bildet sich schnell mal ein Stau, denn soviel Platz zum drumherum fahren, wenn der eine oder andere noch halb auf der Straße stehend anhält, ist nicht grins Aber ob Tuktuk, Kleinbus, Motorrad oder „Bonzenauto“, alle wurden bedient (nur die großen Busse, die fuhren nur vorbei). Man trinkt dann vor Ort seine Limonade und gibt die Becher wieder zurück, die am Stand im Wasserbad durchgespült werden.
Ein Mönch kam auch bald vorbei und bekam einen Ehrensitzplatz hinter unserem Tisch. Cooler war ein etwas jüngerer Mönch, der später dazu kam und auch direkt beim Limonade in Becher füllen half. Das hatte ich tatsächlich nicht erwartet, dass ich mal in Sri Lanka an einem Limonadenstand zum Vesakfest stehe und mit einem Mönch zusammen (und coolen quirrligen Mädels) Limonade ausgebe. 🙂
Die ganz gewitzten Leute kamen übrigens direkt mit ihren leeren Wasserflaschen und ließen sich die mit Limonade füllen. Deutsch wäre hierbei wohl gewesen nur soviel wie in einen Becher passt in die Flasche zu füllen. Doch hier ist man großzügig und füllt die Flasche stets voll, egal wie groß diese ist!
Später hab ich mich dann auch beim verteilen beteiligt. Alles ging immer schnell-schnell. Wenn ein neues Gefährt anhielt, war das Ziel stets, die Leute zügig zu bedienen. Und haben die Leute teilweise gestaunt, dass wir Ausländer hier mitmachen. Und sich in der Regel auch mega gefreut. Da macht das ganze gleich doppelt Spaß.
Von der ganzen Aktion hat unser Host natürlich Fotos am laufenden Band gemacht. Richtig interessant wurde es dann aber, als auf einmal zwei Menschen mit Videokameras auftauchten – das Fernsehen! Eine Videokamera war eher so eine kleine Urlaubskamera, die andere etwas größer und mit externem Mikro. Besonders von unserem Star am Limonaden-Verteilhimmel Mareen waren sie angetan, folgten ihr von Auto zu Auto und filmten die Verteilaktion auch mit Felix und mir. Mareen durfte auch ein Interview geben, das allerdings doch etwas geskriptet war.
Unnötig zu sagen, dass unser Host ausflippte vor Begeisterung 😀 (ob er das Fernsehen informiert hat oder die einfach so kamen wissen wir nicht).
Nachdem wir auch die zweite Fassfüllung schon zur Hälfte geleert hatten, seilten wir uns aber ab, denn wir wollten am heutigen Tage noch weiterreisen und von den Bussen weiß man nur die ungefähre Taktung, nie wann sie genau kommen und wie lange man daher warten muss.
Unser Host fuhr uns dann mit seinem Kleinwagen (ein Hybrid!) in die Stadt zur Bushaltestelle und Profis die wir inzwischen sind erspähten wir nach einer Viertelstunde schon unseren Bus nach Trincomalee. Natürlich wieder ein blauer Expressbus.
Und los ging die Teufelsfahrt!
Es war wieder ein offener großer Bus. Allerdings hatte der Fahrer wohl lebensmüde oder so ähnlich. Ich saß am Anfang auf den Treppen der Tür, verglichen mit der letzten Fahrt waren da aber einige km/h mehr auf dem Tacho. Das zeichnete sich vorallem in Kurven aus, der Bus muss immer mal wieder einiges an Schräglage zu verzeichnen gehabt haben. Von den Überholmanövern habe ich selbst wenig gesehen, die Schnappatmung einiger Mitfahrer verriet aber doch so einiges, genauso wie der an die Busfahrt anschließende Aussage „Nie mehr Expressbus“.
Immerhin konnten wir mit dem Bus über Trinco hinaus bis nach Nilaveli (nördlich von Trinco) mitfahren und mussten kein extra Tuktuk anheuern, auch wenn der „Schaffner“ uns dafür nochmal ein paar Rupien extra abknüpfte.
Nach 10min einen Abzweig der Hauptstraße Richtung Strand waren wir dann da, im schönen italienisch-singhalesisch geführte Bella Hostel, mit grünem Pool und in Spuckweite zum Strand. Insgesamt megaschön, mit eigenem Gemüsegarten und echten Haustieren: Kraul-mich-Hunde Bella und Peter, Kraul-mich-Katzen Mascha und „Mama mit Jungen“ und Duck-mich-weg Frösche. Einfach genießen!